Die Familie Dassler kann auf eine lange, bewegte und überaus erfolgreiche Geschichte zurückblicken. Sie wurde vor allem durch Adolf und Rudolf Dassler bekannt, den Söhnen des Schuhmachers Christoph Dassler und seiner Frau Pauline. Die beiden ehrgeizigen Männer gründeten zwei der bekanntesten Sportmarken der Welt: Adidas und Puma.
Wie alles begann
Christoph Dassler (1864–1945) war ein Tuch- und Schuhmacher aus Herzogenaurach. Er arbeitete in einer dort ansässigen Schuhfabrik und war mit Pauline (geb. Spritulla / 1869–1955) verheiratet, die eine kleine Wäscherei mit angeschlossener Bügelei betrieb. Das Paar bekam vier Kinder: Fritz (* 1892), Marie (* 1894), Rudolf (* 1898) und Adolf (* 1900). Durch den Beruf des Vaters kamen Adolf und Rudolf schon früh mit der Schuhherstellung in Berührung. Doch sie schlugen zunächst einen anderen Weg ein: Adolf erlernte das Bäckerhandwerk, mit dem er aber nicht glücklich wurde, und Rudolf absolvierte eine Ausbildung bei der Polizei. Adolf, der von fast allen nur Adi gerufen wurde, galt als leidenschaftlicher Sportler. In den 1920er Jahren stellte er immer wieder fest, welch großen Einfluss gutes Schuhwerk auf den sportlichen Erfolg hatte. Also tüftelte er in der Wäscherei seiner Mutter unermüdlich an passenden Modellen für quasi jede Sportart. Seine Ideen und seine Begeisterung steckten auch seinen älteren Bruder Rudolf an, und so stieg dieser am 1. Juli 1923 in das noch junge Unternehmen von Adolf ein. Das Geschäft trug den Namen „Ge-Da“, was für „Gebrüder Dassler Sportschuhfabrik“ stand. Schon während der Olympischen Sommerspiele 1936 trugen mehrere Athleten Schuhe von „Ge-Da“. Nur wenige Jahre später stieg das Unternehmen zum größten deutschen Sportschuhhersteller auf.
Der Werdegang der Familie Dassler und ihr Stammbaum
Als Adolf die Deutsche Schuhfachschule in Pirmasens besuchte, lernte er 1932 Käthe Martz (1917 – 1984), die Tochter seines dortigen Lehrers Franz Martz kennen. Aus der Werkstatt des Leistenherstellers ging die heutige Framas Kunststofftechnik GmbH hervor.
1934 heiratete das Paar, und Käthe folgte ihrem Mann nach Herzogenaurach. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor: Horst (1936 – 1987), Inge (* 1938), Karin (* 1941), Brigitte (* 1946) und Sigrid (* 1953). Rudolf indes heiratete Friedel Dassler (geb. Straßer / 1905 – 1979), die als kaufmännische Angestellte und Prokuristin im Unternehmen tätig war. Ihre Eltern waren der Glaspolierer Johann Straßer (1878 -1932) und dessen Frau Barbara (1878 -1950), eine geborene Dietlinger. Rudolf und Friedel bekamen zwei Söhne: Armin (1929 -1990) und Gerd (1939 – 2020). Beide waren später, nach dem Zerwürfnis von Adolf und Rudolf, als leitende Angestellte bei Puma tätig.
Das Zerwürfnis und die Unternehmensteilung
Nach dem Zweiten Weltkrieg entzweiten sich Adolf und Rudolf. Die Streitigkeiten hielten bis zu ihrem Tod an und bezogen auch deren Ehefrauen und Kinder mit ein. Auslöser sollen Gerüchte über gegenseitige Denunzierungen beim Militär gewesen sein. Die Brüder teilten ihr Unternehmen auf: Zunächst gründete Rudolf 1948 Puma, und im Folgejahr rief Adolf die Firma Adidas ins Leben. Beide Unternehmen haben ihren Hauptsitz bis heute in Herzogenaurach, sie sind aber auch beide nicht mehr in Familienbesitz, sondern wurden in Aktiengesellschaften umgewandelt. Rudolf starb 1974, Adolf vier Jahre später.
Die Familie Dassler und ihr Stammbaum: die Gegenwart
Am 20. Juni 2020 verstarb in Hamburg im Alter von 64 Jahren Frank A. Dassler. Er war der Enkel von Puma-Gründer Rudolf Dassler und viele Jahre in leitenden Positionen für das Unternehmen tätig, unter anderem als Präsident der US-Niederlassung. Dann die Sensation: Er wechselte ausgerechnet zu Adidas, was in der Öffentlichkeit für jede Menge Furore gesorgt hat. Bis zu seinem Ausscheiden in den Ruhestand im Jahre 2018 bekleidete er bei Adidas unter anderem die Position des Chief Compliance Officers. Beide Unternehmen – sowohl Puma als auch Adidas – würdigten Frank Dassler in einer gemeinsamen Traueranzeige. Er war der letzte Nachfahre der Gründerfamilie, der für Adidas tätig war. Der letzte Dassler bei Wettbewerber Puma war Rudolfs Sohn und Franks Vater Armin, der seine Anteile 1989 aufgrund einer Krebserkrankung verkaufte.